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- Geschrieben von dem Förderverein "Windhunde mahnen zum Frieden" e. V
Volkstrauertag 1967 am Mahnmal in VossenackDer letzte Kommandeur der „Windhund – Division“ (116. Pz. Div.) - welcher die Division auch während des Einsatzes im Hürtgenwald in den Herbsttagen 1944 führte - Generalmajor a.D. Siegfried v. Waldenburg, Sprach zu den ehemaligen Soldaten seiner Division und zur Bevölkerung des Ortes Vossenack: |
Generalmajor a.D. Siegfried v. Waldenburg |
Ansprache Siegfried von Waldenburg 12. November 1967
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Meine lieben Kameraden.
Der 1. Vorsitzende unseres Verbandes, Kamerad Puppe, hat mich gebeten, heute hier am Volkstrauertag die Gedenkansprache zu halten.
Ich tue dies hier an dieser geweihten Stelle als letzter Kommandeur unserer alten, ruhmreichen 116. Panzer-Division aus mehreren Gründen besonders gern und aus ganzem Herzen.
- Weil es mir leider nicht möglich war, an der Einweihung dieses unseres Ehrenmals zum Gedenken an unsere Toten teilzunehmen, und
- um bei dieser Gelegenheit auch meinen tiefempfundenen Dank allen denen auszusprechen, die durch ihren Einsatz und ihre Hingabe, durch ihre Spenden und durch ihre Mitwirkung die Errichtung dieses Ehrenmals ermöglichten und vollbrachten.
Dass ich dabei in besonderer Dankbarkeit und auch tief bewegt an die so schwer geprüfte Gemeinde Vossenack, an ihre Kirche mit ihren Vertretern und an die zuständigen Behörden denke, ist mir hohe Pflicht und Herzensbedürfnis. Ohne diese großzügige Hilfe von allen Seiten, ohne dies Verständnis und Mitgefühl für unsere Anliegen und ohne den unermüdlichen Einsatz der Spitze unseres Verbandes, ohne die alles, meine lieben Kameraden, ständen wir nicht hier.
Ist es nicht ergreifend und erhebend zugleich, dass wir hier an dieser für uns alle heiligen Stätte, Bevölkerung und Soldaten gemeinsam, unserer Toten und unserer Opfer aus schwerster von uns alten Soldaten sicher nicht gewollten Vergangenheit gedenken.
Bevölkerung und ein Dorf mit der einst so schwer umkämpften alten, ehrwürdigen Kirche als Mittelpunkt, und auf der anderen Seite, die Soldaten im schweren, bitteren Kampf hier auf deutschem Land, ihrer Aufgabe, der Pflicht und dem Gesetz folgend, gerade hier den drohenden feindlichen Einbruch in die Rheinische Ebene verhindern zu müssen! Gemeinsam auch in dieser Kirche hier, die uns Soldaten ebenfalls ein Denkmal bedeutet, ohne Rücksicht auf Konfessionen, für den Frieden zu beten.
Wer hier an diesem schicksalsschweren Erleben teilgenommen hat, sei es nun als Einwohner oder Soldat, wird all‘ das Schwere, das große stille Heldentum und die damit verbundenen Opfer richtig ermessen und begreifen können und auch die tragische Last und Bitterkeit des Soldaten mitempfinden, der hier, wie überall anderswo im letzten Kriegsjahr, gezwungen war, auf deutschem Boden zu kämpfen.
Wenn wir dies alles durchdenken, wird es klar, wie gerade wir, die alten Windhunde, die hier eine ihrer schwersten Schlachten durchkämpfen mussten, mit diesem Land, mit diesem Dorf und seinen Bewohnern, mit dieser Kirche, mit all‘ den Gräbern und nun auch mit diesem Gedenkmal, für immer verbunden sind.
Der Volkstrauertag und dieses Gedenkmal gelten dem Gedenken aller Toten und Opfer im Norden und Süden, im weiten Osten und Westen, auf den Meeren und in der Luft, den unschuldigen Opfern des Bombenkrieges und des N.S.-Regimes.
Alles wird an diesem Tage überragt von der Majestät des Todes, von dem Gedenken an das Millionen-Sterben der Kriege.
Die Frage warum dies alles und nach dem Sinn, sie ist nur schwer zu beantworten! – Aber steht nicht hinter der Souveränität des Todes die Majestät Gottes und kann dies nicht die Trauer der Hinterbliebenen und Zurückgebliebenen lindern, eingedenk des Bibelwortes: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“
Ich glaube, diese Opfer werden nicht umsonst gebracht sein, wenn wir nach vorwärts blicken, das deutsche Volk an dem geschichtlichen Geschehen die Mitverantwortung nicht verleugnet und wir bereit sind, zur Versöhnung mit allen und zum Frieden.
Ich glaube weiter, dass wir alten Soldaten, die den Krieg mit allen Auswirkungen wohl am besten kennen, diesen Weg beschritten haben, wenn wir uns mit unseren ehemaligen Gegnern, unseren heutigen Verbündeten, auf den Schlachtfeldern und in den Heimatländern treffen, wenn wir kameradschaftlich, ja oft freundschaftlich, unsere Gedanken austauschen und gemeinsam unserer Gefallenen gedenken und sie ehren, wie wir es hier tun.
So wird es überall im freien Teil unseres Vaterlandes heute sein, wieder auch gemeinsam mit unserer jungen Armee, deren Teilnehmer wir hier ganz besonders dankbar begrüßen, und vielerorts mit den alten ihr anvertrauten Ehrenzeichen, den Fahnen und Standarten alter ruhmreicher Regimenter. – Wir wollen froh und dankbar sein, diese heilige Verpflichtung, einen gesunden Volksempfinden entsprechend, wieder erfüllen zu können.
Dies hat gewiß nichts mit einer falschen Glorifizierung zu tun! – Deshalb ist es uns alten Windhunden wohl auch nicht zu verdenken oder zu verübeln, wenn wir hier an dieser Stelle und zu dieser Stunde besonders auch der Leistungen und Opfer gedenken, die dieser tragische Einsatz nicht nur von uns Soldaten, sondern ebenso von unseren Brüdern und Schwestern hier in Vossenack erforderte. Wie ja überall dort, wo auf deutschem Boden noch gekämpft wurde.
So sehe ich, wenn wir hier stehen, unsere braven Panzergrenadier – Regimenter im Kampf rings um diesen Ort, ich sehe die brennenden Häuser und den Kampf um die Kirche, ich sehe Schrecken, Furcht und Trauer dieser Gemeinde, ich erlebe in der Erinnerung das Wüten der feindlichen Panzer und seiner Artillerie und seiner den Luftraum absolut beherrschenden Luftwaffe, noch einmal das Vorgehen unseres Panzer – Regiments bei Schmidt und das unserer Aufklärungsabteilung – Abteilung mit unseren Pionieren im Kalltal und höre das Grollen und Rauschen unserer damals noch mächtigen Artillerie.
Ich denke aber auch in dieser Stunde an unser Großdeutschland, an meine schlesische und märkische Heimat und an ihre Opfer. Dort wo fast alle Gräber der Toten, der Ahnen, die seit Jahrhunderten dort lebten, und die Gräber der Gefallenen von einem kompromisslosen Gegner eingeebnet wurden. Diese Gräber, wie all‘ die im weiten Osten, können wir nicht mehr ehren und wohl auch nicht mehr wiedersehen, wie auch unsere Dörfer und Städte dort, die wir nicht mehr nach unserem Willen aufbauen können.
Wer dies alles erlebte und durchmachen musste, mancher von uns in zwei Weltkriegen, kann nur Gott bitten, unser Land und unser Volk vor einem solchen Schicksal in aller Zukunft zu bewahren und uns und der ganzen Welt den Frieden zu erhalten! – Jeder von uns tue das seine dazu.
Unsere Verpflichtung aber, der Opfer des Krieges zu gedenken und ihre Gräber zu pflegen und zu ehren, bleibt für immer bestehen und werden wir uns nie nehmen lassen, auch dann nicht, wenn die Begriffe: Treue, Kameradschaft und Pflicht heute an Wert verloren haben.
Deshalb sind wir allergisch und sehr empfindlich, wenn von gewisser Seite und in bekannter Form den Millionen deutscher Soldaten und unseren Toten, die ihnen gebührende Achtung versagt oder geschmälert wird, oder das Soldatentum, was nur von Böswilligen oder Nichtswissern mit Militarismus verglichen wird, in den Schmutz gezogen wird.
Wir haben unseren grauen Rock mit Anstand getragen, unsere oft bitter schwere Pflicht erfüllt, wir haben ehrenvoll bis zum Ende gekämpft und üben Toleranz gegen jedermann! Aber wir wollen nicht mit verachtungswürdigen Landsknechten konfrontiert werden, auch dann nicht, wenn z. B. einige von uns ihr Leben zum Schutz der deutschen Ostgrenzen zwischen den Kriegen eingesetzt haben.
Unsere Kameraden, Frauen und Witwen, die Kinder und Enkel unserer Gefallenen und wir, können und wollen es nicht mehr hören, wie eine Zeitung berichtete, dass unser Soll an Gefallenenehrung längst übererfüllt ist.
Wir können und wollen es auch nicht begreifen, dass Seelsorger aus ihrem Gotteshaus die Ehrenstätte der Gefallenen verdammen und damit, wenn sie auch „liebet eure Feinde“ auf ihre Fahnen schreiben, Zank und Streit in die eigenen Reihen säen. Diese Gedenkstätten, die oft das einzige sind, was den Hinterbliebenen zur Erinnerung an ihre Gefallenen verblieben ist.
Und ist es nicht beschämend und empörend, wenn unser Eisernes Kreuz, von unseren Toten und von uns getragen, in nicht wiederzugebender Art in den Schmutz getreten und verächtlich gemacht wird. Dieses schlichte Kreuz, was oft ein letztes Vermächtnis der teuren Toten war und bleibt.
Auch wir erwarten Toleranz und sollten wir nicht endlich beginnen, uns gegenseitig zu achten! So, wie es hier und vielerorts geschieht.
Man kann das deutsche Soldatentum der Vergangenheit und damit auch unsere Toten nicht immer wieder herabwürdigen und gleichzeitig verlangen, dass unsere Söhne und Enkel in der gleichen grauen Uniform, notfalls bereit sein müssen, für unser aller Heimat wieder das Leben einzusetzen, was unser Herrgott verhüten möge.
Wir wollen diesen Tag nicht vorübergehen lassen, um auch mit großer Dankbarkeit der Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu gedenken, die der Pflege und Erhaltung der Gräber von ca. 7 Millionen in beiden Weltkriegen Gefallenen, an 30 000 verschiedenen Stellen, in 54 Ländern aller Erdteile, gilt.
Es ist schön und gut, dass auch die junge Generation in immer größerer Zahl für diese Arbeit gewonnen werden konnte, wenn viele tausende junger Menschen (in diesem Jahr allein 5500) ihre Ferien opfern und dafür in zahlreichen Ländern Gräber deutscher und ausländischer Gefallener pflegen und Friedhofsanlagen neu gestalten.
Diese Taten und Kontakte über die Grenzen werden, neben dem eigentlichen Zweck, zur Völkerverständigung beitragen und dem Frieden dienen.
Nach alter Soldatenpflicht und Sitte gedenken wir nun in Trauer und Ehrfurcht aller, die im Einsatz für die Verteidigung unseres Vaterlandes im guten Glauben ihr Höchstes gaben.
Wir schließen ein alle Männer, Frauen und Kinder, die in den Wirren des Krieges, in den Bombennächten und auf der Flucht umkamen, die Opfer des N.S,-Regimes und die Toten des 20. Juli, wie auch die Gefallenen unserer einstigen Gegner, die heute teilweise unsere Freunde und Verbündete sind.
Nun lassen Sie mich mit den Worten von Ihlenfeld schließen:
Weil man die Toten Gott überlassen muss, soll man es auch mit sich selber tun. – Jeder Tote, den ich im Kriege gesehen habe, hat mich daran erinnert.
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Nach der Kranzniederlegung am Gedächtnisfenster in der Kirche zu Vossenack durch den Generalmajor a.D. Siegfried von Waldenburg sagte er: |
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- Geschrieben von dem Förderverein "Windhunde mahnen zum Frieden" e. V
Diesen Beitrag können Sie ebenfalls im "Museum Hürtgenwald 1944 und im Frieden" in Vossenack nachlesen.
gesamter Beitrag
Volkstrauertag 1966
Einweihung unseres eigenen Ehrenmals in Vossenack-Hürtgenwald
Zwischen Regentagen bescherte uns der Himmel einen strahlenden Herbsttag und segnete damit in beglückender Weise unser Werk.
Bis 10.30 Uhr versammelten sich auf dem Anna-Platz in Düren weit über 500 Kraftfahrzeuge aus allen Teilen der Bundesrepublik, um dann in imposanter Fahrzeugkolonne gen Vossenack zu fahren. Hier trafen die Fahrzeuge mit unseren Kameraden, ihren Familien und Freunden gegen 11.15 Uhr ein. Vor unserer Ehrenstätte hatte sich aber bereits eine stattliche Zahl von Teilnehmern, Kameraden und Bürger von Vossenack und Umgebung, versammelt. Insgesamt schätzte die Polizei etwa 1500 Personen. Fürwahr, ein mächtiges Bekenntnis zu dem Wunsche, unsere Toten und Vermissten aller Kriege nicht zu vergessen.
Während die Teilnehmer an unserer Feier sich im Vorfeld unseres Ehrenmals versammelten, nahm der Ehrenzug der Heeresunteroffizierschule II – Aachen links vom Ehrenmal, der Knappenchor Eschweiler und unsere Ehrengäste rechts davon Aufstellung. Vorher hatten die Ehrengäste unter Trommelwirbel ihre Kränze vor dem Ehrenmal niedergelegt.
In der Gruppe unserer Ehrengäste sahen wir u. a. den Vertreter der Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Herrn Regierungspräsidenten Schmitt-Degenhardt, Aachen, dem wir ehemaligen Soldaten der Windhund-Division sehr viel zu verdanken haben, die Herren Oberkreisdirektor Stieler, Kreis Monschau, Oberbürgermeister Dr. Kotthaus, Düren Pfarrer Hegger und Alleweldt, die Bildhauerin Frau Dr. Annemarie Suckow-von Heydendorff mit ihrem Gatten und den Kunstgießermeister Franz Hardt aus Kalscheuren. Neben dem Regierungsvizepräsidenten Siegel und Verwaltungsrat Peters konnten wir Abordnungen anderer Soldatenverbände begrüßen, u. a. von der uns so gut bekannten 6. Panzer-Division. Ihre besondere Hochachtung für unsere Division bekundeten die Aachener, als deren Vertreter Oberbürgermeister Heusch, Archivdirektor Dr. Poll und andere Persönlichkeiten an unserer Feier teilnahmen. Neben unserem Kameraden Baptist Palm, Bürgermeister von Vossenack, und seinen Gemeinderäten, waren viele Offiziere der Bundeswehr und ehemalige Generäle und Obristen nicht nur unserer Division zu sehen, u. a. der Kommandeur der Heeresunteroffizierschule II – Aachen, Oberst Barth.
Die Ehrenposten des Wachbataillons Siegburg nahmen auf dem Mauerbogen neben dem mit unserer Windhundfahne noch verhüllten Ehrenmal Aufstellung.
Das Signal „Locken zum Zapfenstreich der Infanterie“ ertönte und der 1. Vorsitzende unseres Verbandes, Kamerad Johannes Puppe, sagte in seiner Begrüßungsansprache u. a. folgendes:
Begrüßungsansprache - Johannes Puppe
Sehr geehrter Herr Regierungspräsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe, treue Kameraden!
Ersparen Sie es mir bitte, dass ich Sie, sehr verehrte Ehrengäste hier aus Anlass unserer Trauerfeier zur Einweihung unseres Ehrenmals einzeln und besonders begrüße. Als Vorsitzender des Familienverbandes ehemaliger Angehöriger der Windhund-Division, 116. Panzer-Division, gebe ich Ihnen mein Wort, dass wir stolz und dankbar sind, Sie gerade heute unter uns zu wissen.
Herzlich und dankbar grüße ich aber auch Euch, Ihr meine Kameraden aus Kriegs- und Friedenszeiten mit Euren Familien, Freunden und Bekannten. Ihr habt mit Euren freiwilligen Spenden das Werk miterschaffen helfen, ja, das Fundament dazu gelegt. Und so ist es hier mein Herzensanliegen, Ihnen und Euch allen von ganzem Herzen zu danken. Zu danken auch zugleich namens meiner Vorstandskameraden für die vielen großen und kleinen Spenden.
Danken muss ich vor allen Dingen unserem Kameraden Baptist Palm, Bürgermeister von Vossenack, der durch seinen persönlichen Einsatz und nie erlahmenden Fleiß mit seinen Helfern es möglich machte, dass wir heute unser Ehrenmal der Öffentlichkeit übergeben können. Ich übertreibe nicht, wenn ich Ihnen sage, ohne seine Hilfe, ohne sein Opfer, hier seinen Urlaub in emsiger Mitarbeit zu verbringen, es ganz unmöglich schien, wenn nicht sogar ausgeschlossen.-
Ein weiteres und ebenso herzliches Dankeswort muss ich auch der Bildhauerin Frau Dr. Annemarie Suckow-von Heydendorff und dem Kunstgießer Hardt und seinen Gesellen sagen, die für uns das Ehrenmal schufen. Vom Beginn des Gedankens, unser eigenes Ehrenmal zu errichten, bis heute, wo das Werk vollendet ist, hat Frau Dr. Suckow unsere Gedanken verwirklicht. Es war eine ausgezeichnete Zusammenarbeit.
Allen aber meinem Dank zu übermitteln, die mithalfen unser Ehrenmal zu errichten, ist mir mehr als nur Pflicht: Es ist mir ein Herzensbedürfnis. Angefangen bei unserem HH Pfarrer Hegger – was wäre ich in all den vergangenen Jahren ohne seine Unterstützung und als Träger der Goldenen Windhundnadel nun auch einer der Unsrigen – über unseren treuen Dürener Kameraden Stedem bis hin zu unserem Kameraden Vietor, der Trotz der gebotenen Eile noch eine ausgezeichnete Urkunde für die Grundsteinlegung schuf.
Nun, das Ehrenmal wurde vollendet. Das, was wir da draußen im Felde an den Fronten in Nord und Süd, in Ost und West, so oftmals beschworen: Die Treue über das Grab hinaus, mag hier ihr äußeres Zeichen für die Welt finden. Sie mag wohltuend wissen, dass die Toten mit uns Lebenden verbunden sind. In der ganzen Welt ist genug Blut geflossen in all den bitteren Kriegen der Vergangenheit. Und das große unmenschliche Leid dokumentierte noch in diesen Tagen während meines Kuraufenthaltes in Daun in der Eifel ein schlichter Stein, auf dem zu lesen war:
Hier ruht in Gott Margarete Gruber, geb. 1877, gest. 1960
Es fielen ihre 3 Söhne: Christoph 1910 – 1944
Nikolaus 1916 – 1942
Matthias 1923 - 1942
Dieser Mutter, die 65 Jahre alt werden musste, um dann ihre Söhne zu verlieren, sowie allen verstorbenen und lebendden Soldatenmüttern möchte ich den Text eines ukrainischen Liedes widmen:
Meine Mutter
du hast die Nächte nicht geschlafen
und mich geführt bis ans Ende der Welt,
doch ich musste fort,
und auf weiten, ungewissen Wegen
hast du mich mit Tränen begleitet.
Ein gesticktes Tuch hast du mir gegeben,
es sollte mir Glück bringen,
es sollte mir die Freiheit bringen.
Mögen auf diesem Tuch Blumen wachsen
und grüne Heide, wo Lerchen und Nachtigallen singen
und dein unsterbliches, zärtliches Lächeln
und deine schönen, traurigen Augen.
Voll Sehnsucht nehme ich dieses Tuch
und decke es auf unser Schicksal,
auf sanften grünen Wiesen,
zwischen flüsternden Birken,
auf dass dieses Tuch unsere schöne
glückliche Vergangenheit auferstehen lasse,
die Kindheit, die Trennung und die treue Liebe –
deine Mutterliebe.
Jeder, der so rasch über Krieg und Frieden zu entscheiden wagt, sollte diesen Gedenkstein vom Dauner Friedhof und die vielen Grabkreuze hier nebenan wie in Hürtgen vor Augen haben. Wir haben nur noch eine Aufgabe: In und mit der Welt friedlich zu leben, miteinander friedlich zu leben lernen und mag es noch so schwer fallen. Nur so bewirken die Toten, deren Grabkreuze und unser Ehrenmal stärkste Mahner zum Frieden sein sollen, über ihren Tod hinaus das Gute. Und trotz der vielen Kriegsschauplätze in der Welt wollen wir nicht verzweifeln. Wir alle wollen arbeiten, den harten und steilen Weg zum Frieden in der ganzen Welt zu gehen. Zu gehen mit aller Kraft, die uns ehemaligen Angehörigen der Windhund-Division verblieben ist. Wir wollen ihn gehen mit aufopfernder Hingabe zu unserem deutschen Volke. Es lebe ein friedliebendes Deutschland, unser Vaterland. Es lebe Europa in einer Welt von Frieden und Freiheit.
Gott möge es so und nur so fügen!
Nach dem vom Knappenchor Eschweiler vorgetragenem Lied „In jenen letzten Nächten“ und einem Trompeten-Solo „Ich bete an die Nacht der Liebe“ hielt unser Familienvater Graf von Schwerin die Ansprache zur Ehrenmalsenthüllung:
Ansprache - Graf von Schwerin - zur Ehrenmalsenthüllung
Ansprache des Ehrenvorsitzenden anlässlich der Einweihung des Ehrenmals der Windhund-Division am Volkstrauertag, den 13. November 1966
Tote Soldaten sind niemals allein
Denn immer werden
Treue Kameraden
Bei ihnen sein.
So lautet der Leitspruch für dieses Ehren- und Mahnmal, das wir zu Ehren unserer gefallenen Kameraden errichtet haben. – Wir haben es hier im Herzen des Hürtgenwaldes gebaut in enger Anlehnung an die uns Allen so wohlbekannten Ehrenfriedhöfe, von Hürtgen und Vossenack und im Angesicht der Sühnekirche dort drüben, in deren Trümmern unsere Kameraden gekämpft und geblutet haben. Das von uns gestiftete Kirchenfenster und die bronzene Mahntafel im Kirchenschiff künden davon.
SO WIRD DAS EHRENMAL DER WINDHUNDDIVISION
AUF EINEM FÜR UNS HEILIGEN BODEN STEHEN;
Es soll aber nicht nur unsere Toten vom Hürtgenwald ehren. Es soll ein Ehrenmal sein für alle Soldaten unserer Division, die auf den vielen Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges in West und Ost, in Nord und Süd ihr Leben lassen mussten. – Darüber hinaus soll unser Ehrenmal ein Mahnmal sein für uns Alle, die Wahrheit von der Größe des Opfers zu achten, dass die toten Soldaten für uns gebracht haben, - und die Lüge zu ächten, die den Krieg und die Macht der Gewalt verherrlichen.
Um diese Gedanken zum Ausdruck zu bringen, wussten wir nichts Besseres zu tun, als ein Symbol der soldatischen Kameradschaft, Treue und Opferbereitschaft zu schaffen. Sie werden sehen, dass die Künstlerin diese Aufgabe in wunderbarer Weise gelöst hat.
DIESES EHRENMAL WIRD EIN WIRKLICHES MAHNMAL SEIN, -
EIN MAHNMAL FÜR UNS ALLE!
Es zeugt nicht von kriegerischem Ruhm und Ehre, nicht von Kampf und Sieg und nicht für die Glorifizierung des Todes auf den Schlachtfeld. Es zeigt nichts Anderes als einen Soldaten, der seinen schwer verwundeten Kameraden aus der Feuerlinie trägt. – Es zeugt aber für die innere Größe des Menschen in seiner Bereitschaft zur Pflichterfüllung bis zum Äußersten und bis zum Einsatz des eigenen Lebens.
Angesichts dieser so wunderbar schönen und friedvollen Landschaft ist es kaum mehr vorstellbar, wie es hier vor nur wenig mehr als zwei Jahrzehnten ausgesehen hat. – Wo dort oben auf den Höhen blühende grüne Saaten neue Höfe und Siedlungen umschließen, da zitterte der Boden des Hochwaldes Tag und Nacht, wochenlang, monatelang unter den Einschlägen aus tausenden von Geschützen. Es splitterte und stürzten die Bäume, und durch das Gestrüpp ihrer Äste fegten die Feuerstöße der Maschinengewehre. Der Wald musste sterben. – Die Männer lagen in hastig hergerichteten, nasskalten Erdlöchern und Bunkern und sprangen sich an in wildem Nahkampf mit Handgranaten und Bajonett. Die rasselnden Ketten der Panzer, das harte Bellen ihrer Kanonen, das Schreien der Verwundeten und Kämpfenden hallte wider bis es verging im donnernden Aufbrüllen der Feuerschläge der Artillerie. – Nachts war der Himmel rot vom Brand der Dörfer und Höfe, in deren Trümmern die Männer Schutz suchten oder kämpften. Das Dorf Vossenack dort drüben wechselte annähernd dreißigmal den Besitzer, und in den Ruinen der Kirche lagen sich Deutsche und Amerikaner in verbissenem Kampf gegenüber. Es ist grausame Wahrheit, dass auf den Altarstufen ihr Blut geflossen isst und aus den Messgewändern hastig Streifen geschnitten wurden, um die Verwundeten zu verbinden. – 68 000 Soldaten, Deutsche und Amerikaner, haben in jenen Tagen hier im Hürtgenwald ihr Leben lassen müssen.
In dieses Inferno möchte ich Sie Alle im Geist zurück versetzen, damit Sie das Bild recht verstehen, dass wir jetzt enthüllen wollen.
Aus dieser Hölle des Hürtgenwaldes tritt der Soldat heraus auf das freie Feld. In seinen Armen birgt er den schwer verwundeten Kameraden. Er verhält … Er lauscht auf das Toben der Schlacht hinter ihn … Er sucht etwas mit seinen Blicken … Er schaut aus nach seinen Kameraden, die ihm helfen sollen, den Verwundeten zu bergen…
SCHAUT IHN AN, EUREN KAMERADEN!
Ich bitte unseren Divisions-Kameraden Bürgermeister Palm aus Vossenack das Ehrenmal für die gefallenen und vermissten Soldaten der Windhund-Division zu enthüllen und in die Obhut der Gemeinde Vossenack zu übernehmen.
Anschließend enthüllte Bürgermeister Palm-Vossenack unser Ehrenmal unter den Klängen der Melodie vom „Guten Kameraden“. Nach der Enthüllung beteten die Pfarrer Hegger und Alleweldt. Dann wandte sich der Regierungspräsident von Aachen, Herr Schmitt-Degenhardt, an die außergewöhnlich große Trauergemeinde mit folgenden Worten:
Ansprache - Regierungspräsident von Aachen, Herr Schmitt-Degenhardt
Meine Damen und Herren, liebe Jugend!
Nach dem Programm für diese Feierstunde sollte Ihnen Herr Finanzminister Pütz die Grüße der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen überbringen. Er, der uns soeben auf dem Soldatenfriedhof Hürtgen Sinn und Bedeutung des Volkstrauertages in so eindringlicher Weise vorgestellt hat, bedauert aufrichtig, hier nicht mehr anwesend sein zu können, da ihn unerwartete Besprechungen sofort nach Düsseldorf zurückrufen.
So stehe ich als der Regierungspräsident des Grenzbezirks Aachen vor Ihnen, um Sie im Namen der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen zu begrüßen. Als der Chef der staatlichen Verwaltung in diesem Raum bin ich wiederholt mit der Frage der Errichtung eines besonderen Ehrenmales hier am Soldatenfriedhof in Vossenack befasst worden. Ich habe den Plan in jeder Weise unterstützt und freue mich, dass er nun endlich Wirklichkeit wurde und eine so eindrucksvolle Gestaltung gefunden hat.
Bei dem Volkstrauertag, den wir heute in allen Städten und Dörfern der Bundesrepublik abhalten, geht es um die große allgemeine Trauer des Volkes um die unsagbar schweren Verluste, die uns Krieg und Gewaltherrschaft zugefügt haben. Es gibt daneben den intimen, privaten und persönlichen Bereich der Trauer um den Verlust von Angehörigen, und schließlich gibt es noch das trauernde und ehrende Gedenken der Kameraden, die noch einmal davongekommen sind, für die Kameraden, die sterben mussten. Um diesen Bereich geht es heute und hier.
Wir alle in diesem Raum fühlen uns den Truppenteilen, die hier gekämpft, gelitten und geblutet haben, besonders verbunden. Sie haben unsere Landschaft schützen wollen und alle Tapferkeit, die Menschen zumutbar ist, aufgebracht, ihre Pflicht zu erfüllen. Deshalb gebührt ihnen ein immerwährendes ehrendes Gedenken.
Unter all diesen Truppenteilen nimmt die Windhund-Division mit Sicherheit einen besonderen Rang ein. Sie hat längere Zeit hindurch die Hauptlast der Kämpfe im Hürtgenwald getragen und dabei viele gute Kameraden verloren. Deshalb gebührt der Windhund-Division auch wohl ein eigenes Denkmal, das anderen versagt werden müsste.
Sie hat auch wie wohl kein anderer Truppenteil sich eine innere Verbindung zum Hürtgenwald, zu seinen Höhen, zu seinen Tälern und zu seinen Dörfern bewahrt. Jedes Jahr zum Volkstrauertag pilgern viele Angehörige der Windhund-Division mit ihren Familien auf die stillen Gräberfelder von Vossenack und Hürtgen, um ihrer Kameraden zu gedenken. Sie haben zum Aufbau der Kirche von Vossenack beigetragen und halten dort jedes Mal einen eindrucksvollen, ja ergreifenden Gedenkgottesdienst. Damit haben sie sich hier ein gewisses Heimatrecht erworben, wie Heimat immer überall dort ist, wo Gräber von Angehörigen und Freunden sich befinden.
Das Denkmal, weithin sichtbar, steht an der einen Flanke des Soldatenfriedhofes Vossenack; auf der anderen Seite wird sich demnächst ein großes Gymnasium mit Internat erheben. Das Richtfest wurde gestern schon gefeiert. Mir scheint, dass sich beides mit dem Soldatenfriedhof gut verträgt. Das eine dient der Ausbildung und Bildung der Jugend und das andere dem kameradschaftlichen Gedenken. Die Jugend soll an das Opfer ihrer Väter erinnert und dadurch gemahnt werden, Frieden zu halten, untereinander und zwischen den Völkern.
Das Denkmal ist ein eindrucksvolles Symbol der Trauer und der Hilfsbereitschaft. Das sind Tugenden nicht nur soldatischer, sondern allgemein menschlicher Art. Wir alle sollten uns vornehmen, unseren Mitmenschen zu helfen und unseren Grundsätzen und unserem Volke die Treue zu wahren. Das wäre ein fruchtbares Gedenken an die gefallenen Kameraden.
Oberkreisdirektor Stieler würdigte in seinen Worten den Geist unseres Verbandes und versprach, die Gräber unserer gefallenen Kameraden in der Obhut des Kreises Monschau zu behalten.
Aachens Oberbürgermeister Heusch erinnerte in seinen Worten an die mutige Konsequenz und das menschliche Verhalten unseres Familienvaters Graf von Schwerin, als er nicht dem Befehl nachkam, Aachen bis zum letzten Stein zu verteidigen. Aachen habe nicht nur eine Straße nach ihm benannt, sondern trage ihn und seine Windhunde im Herzen.
Mit einem Chorvortrag „Gebet von Händel“ und dem Signal „Zapfenstreich der Infanterie“ endete die so erhebende Feier an unserem Ehrenmal.
Unter dem Geläut der Michaelsglocke fuhren alle Teilnehmer nach Vossenack, wo in der Sühnekirche eine Gebetsstunde stattfand. Das Kirchlein war zum Bersten gefüllt als nach einem Orgelspiel unseres Kriegsblinden Kameraden Alfred Smarzlik der 1. Vorsitzende das Gebet für die Vermissten sprach. Das gemeinsame Lied „Heilig, heilig ist der Herr“ leitete über zur Ansprache des HH Pfarrer Hegger:
Ansprache - Pfarrer Hegger
Ansprache bei dem Gedenkgottesdienst des Familienverbandes der ehem. 116. Panzerdivision am Volkstrauertag des Jahres 1966, 13. November, 13:30 Uhr.
Meine lieben Freunde des Familienbundes! So darf ich wohl nach so langer Zeit des Hierherkommens und damit allen ein herzliches Grußwort sagen in unserem neuerstandenen Gotteshaus. Wir wollen es dabei so halten, dass wir nur ein besonderes Grußwort zwei Menschen entbieten, die sich in besonderer Weise um das Gedenken an unsere Toten bemühen, dem Vertreter der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Herrn Regierungspräsident Schmidt-Degenhardt aus Aachen und unserem Familienvater Herrn General a. D. Graf von Schwerin, dem Retter der Stadt Aachen.
Seid alle von Herzen bedankt, dass Ihr in diesem Jahr in so überaus großer Zahl nach hier gekommen seid, an diese Stätte, an diesen Ort, von dem ihr ja fast alle wisst, dass er die Grauen des letzten Krieges in seinen Mauern selbst erleben musste …
Deshalb ist uns dieses Gotteshaus zweimal heilig, zunächst wegen der Tatsache, dass hier Gott wieder von neuem sein heilig Gezelt aufgeschlagen hat, mitten unter uns, dann aber auch und zuletzt aus dem Grunde, dass hier an geheiligter Stätte das Blut so vieler junger Menschen geflossen ist, die hier ihr blühendes Leben geopfert haben oder opfern mussten. So neigen wir uns in Ehrfurcht vor ihren Seelen in dieser feierlichen Stunde heutigen Totengedenkens …
Soldaten sind niemals allein … denn wo Gott ist, ist nie ein Mensch allein … Wo Gott ist, da ist der mit ihm, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende, der auch Herr der gegenwärtigen Zeit, auch der Herr der gegenwärtigen Menschheit ist und bleibt zumal in den Augenblicken gegenwärtiger fast trostloser Verwirrung, in denen wir Menschen kaum noch ein und aus wissen …
Schauen wir deshalb auf den, der dort am Kreuze unseren Tod vorausgestorben ist, auf Ihn, der die Toten, zu deren Gedächtnis wir uns hier versammelt haben, bereits an sich gezogen hat, zu sich heimgeholt hat.
Paul Graff-Ederer schreibt in einem seiner Sibiriengedichte:
„Nur wer den Tod besiegte, darf das Leben loben.“
Mit dieser Tatsache muss sich jeder von uns auseinandersetzen.
Fast könnte es einen banal anmuten oder einem auch vorkommen, was auf einer Apotheke aus dem Mittelalter zu lesen ist: „Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen“, wenn nicht dahinter stünde jene Wirklichkeit, die uns unser christlicher Glaube lehrt: „ich muss sterben – freilich weiß ich nicht wann, wie und wo.“ „Jedermann! Jedermann“ so schallt es mit den Worten aus dem „Großen Welttheater“ von Hofmannsthal an allen Sommersonntagabenden über den weiten Domplatz in Salzburg, das mit Recht das „Deutsche Rom“ genannt wird. Und dieser Ruf schwingt sich über die schneebedeckte Firne der Alpen bis ans blaue Meer von Capri, es heult durch die Tundren Rußlands und widerhallt von den Wolkenkratzern der „Neuen Welt“ – wo immer Menschen die „Kleine Weile“ ihres Lebens erleben und abdienen.
Gott sei gedankt – das Gemetzel des Krieges und die Bluternte der K.Z.-Lager liegen in unseren Landen hinter uns – doch wer wollte verkennen, dass der Schnitter Tod bei uns seine Sense heutzutage auf den Straßen der Heimat schwingt? Ist doch der Asphalt zum Sterbeplatz für viele Tausende geworden.
Rainer Maria Rilke hat Recht, wenn er sagt:
„Der Tod ist groß … wir sind die Seinen lachenden Mundes … wenn wir uns fröhlich im Leben meinen, wagt er zu weinen – mitten in uns!“
Wenn man wie wir Priester dem Tode hundertfach ins Auge schauen durften oder mussten, wenn man so vielen die Lider über die gebrochenen Augen zog, dann kommt einem zuweilen das Totengedenken wie eine Farce vor, wie eine Schablone – und doch ist es und darf es keine Farce und keine Schablone sein, wenn man auch mitunter so viele nichtssagende Worte hören muss, die man den Toten entgegenschleudert – vielleicht aus rein örtlichen Gepflogenheit – dann schneidet es einem manches Mal ins Herz hinein um der Toten willen.
Denn der Toten gedenken heißt danken … nicht dafür, „dass wir noch einmal davongekommen sind“, nicht dafür, „dass wir noch satt und gemütlich dahinleben dürfen“, sondern dafür, dass die blutige Saat, die unsere Toten gesät, überhaupt erst die Ernte unserer Jetztzeit ermöglicht hat und noch weiterhin ermöglicht. Denn diese Toten sind auf dem Acker der Pflicht gefallen und gestorben – und wir stehen jetzt auf ihren Schultern – wir dürfen weiterbauen an dem, was sie begonnen – wir dürfen vollenden, was ihr Lebens- und Schattentraum gewesen ist.
Deshalb sind wir mit unseren Toten – und das bezeugt die Vernunft und das ehrliche Herz – wir sind für immer und ewig in erhabener und heiliger Gemeinschaft verbunden: wehe einem Volk, das seine Toten abschreibt oder bereits abgeschrieben hat.
Man kann oft das Wort hören: „ach, sie haben es vollendet“ – Christen können das nur so formulieren: „sie sind vollendet“. Denn der gläubige Christ weiß – und darin liegt ein unsagbarer Trost – dass niemand aus unserer Mitte „zufällig“ dem Leben entrissen wird, sondern von uns geht, wenn sein Leben nach Gottes heiligem Willen vollendet ist. Uns befällt kein „blindes Schicksal“ wir erliegen keinem Gesetzt des „Zufalls“ oder wie man in moderner Sprache zu sprechen pflegt: wir erliegen der „verbrauchten Natur“, nein, wir verlassen diese Welt, wann und wenn es Gottes heiliger Wille bestimmt …
Daher müssen wir aus tiefstem Herzen dankbar sein, dass uns so viele wertvolle, innerlich reiche, tüchtige, tapfere Lebenskameraden und Lebenskameradinnen geschenkt wurden, mit denen wir eine kurze Wegstrecke gemeinsam zurücklegen durften. Nach Gottes heiligem Willen sind sie vor uns am „letzten Ufer“ angelangt und warten auf uns. Auch unser Leben wird vollendet sein, wenn wir das Erbe, das uns die Toten hinterlassen haben, gewissenhaft verwaltet und zu unserem eigenen Segen und nicht zuletzt zum Segen unseres deutschen Volkes entfaltet haben.
„Zum Leben rufen, die in Gräber snaken!“
Man dankt nur, wenn man das Erbe lebendig macht, wenn man die Gedanken, für die unserer Toten sich opferten, in tätige Liebe umsetzt. Da ist es nun notwendig, dass wir wieder ein Wort in unseren Sprachgebrauch von neuem aufnehmen, dass so viele aus ihrem Wortschatz gestrichen haben, das Wort: Dienen.
Wer will heute noch dienen, ganz geschweige davon, dass man Gott nicht mehr dienen zu können oder gar dienen zu müssen glaubt … Wer will denn noch anderen Menschen dienen? Ob dieser Dienst sich auf die Familie oder auf Arbeiten zugunsten der Öffentlichkeit erstreckt … oder ob es sich gar um das Wohl eines ganzen Volkes handelt … kaum ein Mensch will dienen, obwohl wir doch nicht vergessen sollten, dass das ganze Unglück der Menschheitsgeschichte mit dem Wort „non serviam“ – „ich will nicht mehr dienen“, sondern ich will Gott gleich sein, angefangen hat. Deshalb wollen wir wenigstens aus dieser gottesdienstlichen Stunde den einen Vorsatz mitnehmen, im Andenken an unsere Toten uns dort einzusetzen, wohin uns unser Gott gestellt hat. Wir wollen wenigstens bemüht sein, ein Stück von dem zu vollenden, was sie uns aufgetragen haben.
So sei dann an dieser Stelle, wenn auch nur kurz, eine Frage beantwortet, die man des Öfteren gestellt bekommt: „Was tut eigentlich dieser Familienverband?“ „Welche Aufgabe hat er sich gestellt?“ So sei also damit nunmehr denen gedankt, die im Familienverband der Windhund Division den Gedanken in die Tat umgesetzt haben, ein großes soziales Gebiet zu beackern, durch eine Verbindung mit den Witwen und Waisen der Kriegsopfer, durch eine weitere Verbindung mit den Angehörigen der Widerstandskämpfer des 20. Juli, ob diese Verbindung nun brieflicher Natur ist oder sich auf fernmündliche Unterhaltungen erstreckt, oder ob es sich auch um eine materielle und finanzielle Unterstützung handelt. Das ist in der Tat eine wirklich soziale Tat: für andere da sein zu wollen … damit stehen diejenigen, die dieses soziale Werk angeregt haben und alle ihre Helfer und Helferinnen auf den Schultern unserer Toten, und zwar ohne Schranken der Konfessionen und der Pflichtgrenzen und ohne Schranken rassischer Trennungen. Mit anderen Worten: wir sind alle da, wo immer uns ein Mensch in Not und Sorge begegnet.
Spüren wir da nicht in dieser gegenwärtigen Stunde, wie die „toten Seelen“ uns gleichsam umdrängen?
Spüren wir nicht, wie die Toten uns verpflichten, ihr hinterlassenes Erbe zu hüten und zu pflegen?
Gott war und ist da mit uns auf solchen Wegen menschlicher Hilfsbereitschaft … Denn das heutige Leben verpflichtet uns alle zu doppeltem Einsatz, eingedenk des Satzes, der dort am Gedenkmal in Bronze festgehalten ist: „Möge ihr Opfer die Überlebenden hier an heiliger Stätte, wo im Herbst 1944 Soldaten der Windhund-Division kämpften und starben, zum Frieden mahnen!“
Dann allein wird uns Friede, Ruhe und Sicherheit beschert werden für die Zukunft.
In Euer aller Namen lasst mich jetzt die Toten rufen, die uns heilig sind:
Himmel und Erde höre es!
„Ich rufe – euch, ihr – Toten,
dich – Vater – Bruder – Mutter – Kind,
euch – alle – die jetzt – aufgeboten
und – längst – am Herzen – Gottes – sind!“
Der Knappenchor sang „Die Himmel rühmen“ und das „Gebet für die gefallenen Brüder“ führte zu Kranzniederlegung vor unserem Gedächtnisfenster durch unseren Familienvater und die Kameraden Otto Hellhammer und Karl Schürmann, begleitet von der leisen Orgelmelodie „Ich hatt einen Kameraden“. In gewohnter Weise rief unser Familienvater einen Gefallenen für alle Toten und Vermissten:
„Ich rufe unseren Kameraden Sanitätsobergefreiten Walter Maczurek, geboren am 5. August 1921 in Katscher, gefallen am 15. November 1944 bei der Verteidigung der Kirche zu Vossenack oder in unmittelbarer Nähe dieses Gotteshauses. Er war Angehöriger unserer 1. Kompanie unseres Panzer-Pionier-Bataillons 675. Er wurde auf dem Ehrenfriedhof Vossenack zu letzten Ruhe beigesetzt.“
Gemeinsam sang die Trauergemeinde die letzte Strophe vom „Guten Kameraden“:
„Kann die die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben,
du guter Kamerad.“ –
Nach dem Gebet „Für Volk und Vaterland“ sang die Gemeinde mit Unterstützung des Knappenchores Eschweiler das Lied „Lobet den Herrn“.
Unvergesslich für alle Teilnehmer: Das war unser Volkstrauertag 1966 mit der Einweihung unseres Ehrenmales.
Bei einer kräftigenden Erbsensuppe versammelten sich alle Teilnehmer im Saale zu Vossenack, der leider zu klein war. Eine große Zahl Teilnehmer wurde in der Schule unter der bewährten Leitung unseres Kameraden Hans Stedem-Düren mit seinen Helfern versorgt. Ihm gebührt an dieser Stelle für seinen opferfreudigen Einsatz unser aller Dank.
Kamerad Johannes Puppe begrüßte hier nochmals alle Teilnehmer und die Ehrengäste. Eine besondere Freude war es ihm, unseren Familienvater namens des Verbandsvorstandes zu bitten, den Kameraden Baptist Palm mit der Goldenen Windhundnadel auszuzeichnen. Die überreichte Urkunde lautet:
In dankbarer Anerkennung einmaliger Verdienste um die Errichtung unseres Ehrenmals verleihe ich Herrn Baptist Palm, Bürgermeister von Vossenack, die Goldene Ehrennadel des Familienverbandes ehemaliger Angehöriger der Windhund-Division (116. Panzer-Division) e. V.
1. Vorsitzender
gez. Johannes Puppe
Vossenack, 13. November 1966
Allen Teilnehmern von Herzen Dank. Durch ihre Gegenwart allein konnte unsere Ehrenmals-Einweihung in dieser einmaligen Würde abgehalten werden. Bedauerlich nur, dass unser Traditionstruppenteil in Munster, die Fahnenjunker der Kampftruppenschule, nicht teilnehmen konnten. Sie mussten an diesem Tage die Ehrenkompanie in Munsterlager stellen. Über diese Feierstunde berichten wir in der nächsten Ausgabe des „Windhund“.
An dieser Stelle aber auch Dank der Aachener und Dürener Presse für ihre Unterstützung und die hervorragende Berichterstattung.
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Videos vom 15.10.2017 © Marc Vogel, Mönchengladbach
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